Geschichte der Kunst in Brandenburg
Nachdem erste deutsche Siedlungen im 10. Jahrhundert im großen Slawenaufstand von 983 zerstört wurden, kam es im Jahre 1157 zur ersten dauerhaften Gründung einer deutschsprachigen Mark unter dem Askanier Albrecht der Bär.
Dies ist der Grund, dass es aus karolingischer oder ottonischer Zeit keine Bauwerke hier gibt. Der erste Bau, der erstand, war der Dom in Brandenburg an der Havel, dessen Grundstein 1165 gelegt wurde und in dessen Chorpartie das älteste Bauwerk des Landes zu finden ist, allerdings von außen nur noch im Erdgeschoss, weil der obere Teil des Chores in der Gotik erneuert wurde. Die Krypta ist dagegen rein aus der Romanik erhalten und gehört zu den beachtlichsten Denkmalen, zumal sie im Nachbarraum durch die etwas später entstandene Bunte Kapelle, 1235, ergänzt wurde. Die großartigen Kapitelle der Krypta sind aus Sandstein, ein Material, was sonst nicht hierzulande in früher Zeit gebraucht wurde, sie sind Importe aus Magdeburg.
Denn die Besonderheit der Bauten der Romanik in der Mark liegt in der Verwendung von Backstein, da gebrochene Steine hier nicht zu finden waren – und Feldsteine waren zu schwierig zu bearbeiten. Da zeigt sich die Verwandtschaft mit den Bauten der Altmark, besonders mit der Klosterkirche in Jerichow, deren Krypta zudem in gleicher Weise vom Mittelschiff und den Seitenschiffen erreichbar ist wie die im Brandenburger Dom.
Frühe Klostergründungen um die Wende zum 13. Jahrhundert wurden regelmäßig vom Orden der Zisterzienser durchgeführt, und so gehören die romanischen Kirchen in die letzte Phase dieser Epoche. Auch in den drei bedeutendsten Bauten, in Doberlug, Zinna und Lehnin sind die Choranlagen jeweils die ältesten Teile, in Doberlug und Lehnin findet man auch schon beginnende Gotik, während in Zinna, der kleinsten, die Romanik noch pur zu sehen ist. Diese Kirche wurde übrigens mit gesammelten und geglätteten Feldsteinen aus Granit errichtet.
Da ab Beginn des 13. Jahrhunderts Krypten aus der Mode kamen, blieb die des Domes in Brandenburg die letzte im Lande. Romanische Kunstwerke sind selten, das bedeutendste ist das Triumphkreuz in Lehnin, das wohl ursprünglich aus dem Brandenburger Dom stammt.
In den 70er Jahren des 13. Jahrhunderts findet die Mark ihre eigene Sprache in der Backsteingotik mit der Errichtung des Klosters Chorin, auch dies eine Gründung der Zisterzienser. Obwohl nur als Ruine erhalten finden wir da eine der bemerkenswertesten Leistungen früher Gotik. Ihr geplanter Abbruch im 19. Jh. wurde übrigens durch Schinkel verhindert.
Diese Kirche ist noch als Basilika ausgeführt, ihre Westfassade ist von großartiger Wirkung.
Der zweite Bau von gleicher Bedeutung ist die 1395 begonnene Katharinenkirche in Brandenburg, ausgeführt durch den aus Stettin kommenden Meister Hinrich Brunsberg, der auch das berühmte Rathaus in Tangermünde in der Altmark schuf. Die Kirche ist nicht mehr als Basilika errichtet sondern als Hallenkirche mit Chorumgang, einer Bauform, die auf die Ideen der Parler-Familie zurückgeht, die im gleichen Jahrhundert den Ursprungsbau in Schwäbisch Gmünd schuf. St. Katharinen übertrifft alle spätgotischen Bauten im Lande, die bemerkenswerten sollen jedoch kurz erwähnt werden: St. Gotthard in Brandenburg, die Dominikanerkirche in Neuruppin, die Marienkirche in Prenzlau mit der bedeutenden Ostfassade, das Kloster Heiligengrabe, die Pfarrkirche in Herzberg und last not least die wieder errichtete Marienkirche in Frankfurt/Oder, die ihre hervorragenden Chorfenster vor einigen Jahren aus St. Petersburg zurückerhielt.
Weitere Beispiele aus Malerei oder Skulptur sind nicht gerade üppig. Aus der Verbindung zu Kaiser Karl IV., der in Tangermünde in der Altmark seine Zweitresidenz neben Prag plante, resultieren aber beachtliche Arbeiten unter böhmischem Einfluss, so Altargemälde im Dom in Brandenburg und in der Marienkirche in Rathenow, sowie Gewölbemalereien in der Katharinenkirche zu Brandenburg. In dieser Stadt steht auch ein beachtenswertes Rathaus, weitere gotische Profanbauten finden wir in den Rathäusern in Frankfurt/Oder und in Jüterbog, Verwaltungsgebäude im Kloster Zinna.
Mit dem Einzug der Renaissance hört der Kirchenbau schlagartig auf – bis auf ein einziges Beispiel, die ab 1568 umgebaute Pfarrkirche St. Laurentius in Rheinsberg, über 150 Jahre vor dem Einzug von Friedrich II., der Bau ist aber nur bemerkenswert als Solitär. In vielen Kirchen findet man jedoch qualitätvolle Epitaphien, in der Regel von den Adeligen für Mitglieder ihrer Familie errichtet. Die besten Beispiele stehen in St. Katharinen in Brandenburg und in der nahe gelegenen Dorfkirche in Ketzür, beide geschaffen von Christoph Dehne aus Magdeburg um 1610.
Schlösser der Renaissance sind auch nicht zahlreich, Freyenstein im Norden sei erwähnt, im Süden stehen schon mehrere, sie sind aber sächsischen Ursprungs und erst durch kriegerische Vorstöße dem Nachbarn abgenommen. Im Übrigen wird auf die Rubrik „Schlösser und Gärten“ auf dieser Website verwiesen, das gilt ebenfalls für Schlösser der Barockzeit, des Klassizismus und der Romantik, in welcher Zeit sich Potsdam zu einem der wichtigsten Orte der Architekturgeschichte entwickelte.
Auf das genannte Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Schlüter geht in Brandenburg eine Arbeit des Bildhauers Johann Georg Glume d. Ä. zurück, die dieser in den Jahren 1736 bis 1738 schuf und die auf dem Schleusenplatz in Rathenow steht. Sie ist eine der bedeutendsten brandenburgischen Barockplastiken und verweist besonders im Sockel auf das Beispiel des großen Schlüter, zitiert sie doch darin die auch im Reiterstandbild in Berlin zu findenden gefesselten Sklaven. Das Denkmal des Kurfürsten selbst ist dagegen unabhängig und zeigt ihn als stehende Figur in römischem Gewand.
Auf eine Schöpfung der Barockzeit muss jedoch hingewiesen werden, die nicht im Zusammenhang mit einem Schlossbau steht. Der Ort Neuzelle, nahe der Oder, gehörte jahrhundertelang zur Markgrafschaft Meißen, später zu Böhmen und blieb als Enklave bis 1817 erhalten. Hier wurde nach Zerstörung im 30jährigen Krieg Ende des 17. und vor allem zu Beginn des 18. Jh. von böhmischen Meistern in prunkendem Barockstil eine Klosteranlage wieder errichtet, die in unserem Land ohne Parallele ist. Die Kirche ist nicht in der verfeinerten Art der Potsdamer Architektur der Zeit geschmückt, sondern in volkstümlicher, überbordender Fülle. Sie ist ein Unikum, hält aber dem Vergleich mit der Qualität Dresdner oder süddeutscher Barockschöpfungen nicht stand.